Interview mit Werner Wolff
Heft Nr. 10 - März 2002 |
INTERVIEW MIT WERNER WOLFF
Wer kennt ihn nicht in Kobern - Gondorf? Sogar die inzwischen verstorbene Hildegard Knef hatte ihm ein Lied gewidmet - dem "alten Wolff". (Anmerkung von einem aus der Redaktion: "Sorry, Werner, das klingt zwar wieder mal relativ frech, aber Du weißt ja, von wem das kommt und vor allem, wie es gemeint ist!")
Die Rede ist von Werner Wolff, der mit seiner Familie seit vielen, vielen Jahren in Kobern-Gondorf wohnt, wobei die Wolffs eigentlich schon als "Urgesteine" bezeichnet werden könnten.
Bekannt ist das hohe Engagement von Werner Wolff für die Allgemeinheit.
Neben seiner Tätigkeit im Gemeinderat bringt er sich seit vielen Jahren im SVU für den Fußball ein. Gemeinsam mit einigen anderen Menschen aus Kobern-Gondorf hat er den "Förderverein Fußball" gegründet.
Wir fragten Werner Wolff nach diesem Förderverein, nach seinen Zielsetzungen und dem "Warum?".
Redaktion: Einige fußballbegeisterte Bürger aus Kobern-Gondorf haben sich entschlossen, einen Förderverein zu gründen. Werner Wolff, Du bist der 1. Vorsitzende dieses Fördervereines, wie heißt dieser Förderverein und wer gehört zum Vorstand?
Werner: Dieser neue Verein heißt "Förderverein Fußball e.V., SV Untermosel". Hier sind die Vorstandsmitglieder des Fördervereins: 1. Vorsitzender: Werner Wolff, 2. Vorsitzender: Egbert Neuert Geschäftsführer: Mike Karsten, 1. Kassierer: Harry Sliwa
Redaktion: In Kobern-Gondorf gibt es doch bereits zahlreiche Fördervereine. Warum wurde denn jetzt schon wieder ein solcher Verein gegründet?
Werner: Dieser Förderverein verfolgt ausschließlich einen Zweck, nämlich die Förderung des Fußballs. "Förderung des Fußballs" bedeutet vom Grundsatz her eigentlich mehr soziale denn finanzielle Hilfestellungen zu leisten. Das Problem ist nur, um sich sozial betätigen zu können, sind finanzielle Ressourcen notwendig. Es sind nicht Tabellenstände oder Spielklassen, die uns vom Förder- verein auf den Plan gerufen haben, vielmehr sind es existentielle Probleme, die im Vordergrund gesehen werden.
Redaktion: Existentielle Probleme? Kannst Du uns die genaue Zielsetzung des Fördervereines einmal erläutern?
Werner: Der Förderverein will helfen. Er will zum einen mit dazu beitragen, dass der eine oder andere Jugendliche doch beim Fußball bleibt, d.h., es wird eine Unterstützung des Jugendfußballs erfolgen. Zum anderen soll aber auch der Seniorenbereich gefördert werden. In der Form, wie es vor einigen Jahren schon einmal war. Zusammenhalt und Kameradschaft außerhalb des Sportplatzbereiches sollen gefördert werden. Dieses positive soziale Klima wird ein tragendes Motiv sein, im Seniorenbereich des SVU Fußball spielen zu wollen. Der Förder verein will mit dazu beitragen, dass das Zusammensein, die Gemein schaft der Spieler gefördert wird. Oft heißt es doch unmittelbar nach einem Spiel, "Duschen und weg..." Ebenso nach dem Training, "Duschen und weg..." Der Förderverein will hier Anreize setzen, dass sich die Spieler, vielleicht auch mit ihren Partnerinnen / Frauen, manchmal nach einem Spiel zusammensetzen. Das fördert die Kameradschaft - und über Dinge, die vielleicht im Spiel selbst unbefriedigend gelaufen sind, kann man unmittelbar danach sprechen.
Redaktion: Aber sind das, was Du beschrieben hast, tatsächlich existentielle Probleme?
Werner: Man muss die Situation des Fußballs in seiner Gesamtheit betrachten. Fußball ist Mannschaftssport. Um eine Fußballmannschaft zu stellen, bedarf es mindestens 13 - 15 Spieler. Das Dilemma beginnt bereits in der Jugend. Die "frühen Jahrgänge", die 7 - 12 jährigen Kinder, sie kommen und spielen noch gerne Fußball. Aber wenn die Kinder 13 - 14 Jahre alt sind oder gar 15 oder 16 Jahre alt werden, da überlegen sich doch einige, ob sie noch weiter Sport treiben sollen. Sind doch in der heutigen Zeit andere Möglichkeiten vorhanden, Unterhaltung und Spaß zu bekommen, ohne dass man sich auch noch sportlich quälen/schwitzen muss. Und der eine oder andere springt tatsächlich ab. Zu keinem Zeitraum verlassen so viele Jugendliche die Sportvereine wie in dem Alter von 14 - 16 Jahren. Dieser Entwicklung will der Förderverein vorgreifen. Schon jetzt ist es in bestimmten Altersgruppen kaum möglich, eine eigene, sprich Kobern - Gondorfer Mannschaft zu stellen. Aus diesem Umstand heraus wurde eine Jugendspielgemeinschaft ins Leben gerufen. Spieler aus einigen Untermoselorten treffen hier zusammen und spielen Fußball. Kaum einer der einzelnen Sportvereine an der Untermosel ist in der Lage, eine Jugendmannschaft anzumelden, weil einfach nicht mehr genug Spieler vorhanden sind, deshalb diese Zusammenschlüsse.
Redaktion: Wir stellen Dir mal eine etwas unverschämte Frage. Warum gibst Du Dich in Deinem Alter noch für so etwas her?
Werner: Ich bin sogar dankbar für diese Frage. Als ich noch in Saffig wohnte und ca. 18 - 19 Jahre alt war, saßen wir oft nach Training oder Spiel in Saffig in einem Lokal, daneben war immer ein Tisch, der war vollbesetzt mit Leuten so um die 70 - 80 Jahre. Bei uns jungen saß immer ein 80-jähriger Mann am Tisch. Ich fragte ihn einmal, warum er nicht bei den Alten sitzen würde? "Jungsche;" sagte der Mann zu mir, "wenn De mo su ahl bes bie esch, wiarsde dran denke. Setz Dich mo en halwe Stonn do henne hin, donoh dod Dir alles wieh." Ich setzen mich deswehe lewa bey die Junge. Esch bleywe jung dobey, bin bey da Jurend." Ja und das sind auch meine Argumente dafür, ich will bei der Jugend bleiben, mit jungen Leuten zusammen sein, lachen.
Redaktion: Was meinst Du eigentlich damit, wenn Du sagst, dass der Förder- verein mit Hilfe von Geld Anreize setzen will? Kriegen die Spieler jetzt Geld auf die Hand?
Werner: Auf gar keinen Fall! Absolut nicht! Wir haben es an vielen Beispielen aus Nachbarvereinen gesehen, wohin das führt, wenn Geldzahlungen erfolgen. Beim SVU und bei diesem Förderverein wird kein Spieler Geld erhalten.
Redaktion: Werner, Du hast selbst lange Jahre Fußball gespielt, gibt es da ein herausragendes Erlebnis
Werner: Ja, das war aber noch als ich in Saffig spielte. Ich habe ja zu dieser Zeit in Köln in einer Bäckerei gearbeitet. Freitagabends haben wir um 22.00 Uhr mit der Arbeit angefangen, bis mittags gearbeitet, dann ab aufs Motorrad nach Andernach gefahren, zu einem wichtigen Spiel, Spiel verloren, wieder ab nach Köln mit dem Motorrad, und da bis um 24.00 Uhr die Backstube sauber gemacht. Aber auch hier in Kobern-Gondorf hatten wir tolle Erlebnisse. Hier habe ich auch einen hervorragenden Idealismus vorgefunden.Mit dem Training war das so was. Wenn im Winter trainiert wurde, war es ja bekanntlich abends dunkel. Am Sportplatz war noch kein Flutlicht angebracht. Wir sind dann hin, haben vom "Barbarino" aus ein Stromkabel bis zum Sportplatz gelegt, sind dann den Zaun hochgeklettert und haben oben zwei schwere Scheinwerfer aufgehangen, die nach dem Training zusammen mit dem Stromkabel wieder abgebaut werden mussten. Oder wenn ich an den Scheffler Gerd denke, der wie selbstverständlich mit dem Fahrrad zu Training und Spiel kam von Hatzenport aus.
von links stehend: Vorstandsmitglieder Karl Gille, Karl-Heinz Matzelt, Trainer Toni Wallburg, Fußballobmann Karl Dieler, Mannschaftsführer Herbert Müller, Uli Karsten, Werner Wolff, Peter Ehrkamp, Josef Kröber, Hans-Jürgen Kalter
untere Reihe hockend von links: Max Wolf, Kurt Richard, Joachim Stein, Ferd Zidar, Alois Kröber
Redaktion: Welche Funktionen hattest Du bisher im Sportverein?
Werner: Ich war Sportwart, Fußballobmann und Betreuer. Ich habe mich immer mit diesem Verein identifiziert, habe die Gemeinschaft gesucht, auch mit der Jugend. Weil mir bewusst ist, dass über den Verein das gesamte Ortsleben gestaltet wird. Ich habe wunderschöne Stunden in der Gemeinschaft dieses Vereines erlebt und will mit dazu beitragen, dass das Vereinsleben weiterhin funktioniert und floriert.
Redaktion: Wie kann man eigentlich Mitglied des Fördervereines werden oder den Förderverein unterstützen?
Werner: Jeder kann Mitglied in diesem Förderverein werden. Aber es können auch Spenden an den Förderverein gerichtet werden. Da es sich hier um einen eingetragenen Verein handelt, dessen Gemeinnützigkeit anerkannt ist, können auch selbstverständlich Spendenquittungen ausgehändigt werden.